Bis später, Ferdinand
BIS SPÄTER, FERDINAND !
Liebe Sünde
Central Park West
Nachtgewächse
Florinda und Pankratius

ein Schauspiel mit Livemusik für Leute ab 8 Jahren
von Elisabeth Vera Rathenböck


Paula spielt am Dachboden. Wie jeden Tag, seit ihr Bruder Ferdinand tot ist. Paula nimmt den Tod ihres Bruders zuerst gar nicht zur Kenntnis, sie glaubt einfach nicht daran. Denn sie muss Ferdinand noch unbedingt einmal sehen, sie muss ihm etwas sagen. Außerdem hat Ferdinand versprochen, mit Paula eine große Reise zu machen.
Alles um Paula herum verändert sich. In der Schule flüstert man hinter ihrem Rücken. Auch arbeitet ihre Mutter mehr als früher.
Heute ist ein besonderer Tag: Ferdinand hat angerufen. Paula nimmt ihr Gürteltier, das auf den Namen "Hau ab" hört unter den Arm, und bereitet sich auf das Wiedersehen vor.

Der Tod ist nach wie vor ein Tabu in unserer Gesellschaft. Die Fragen, die Kinder zu diesem Thema haben, werden von den Erwachsenen darum selten oder nur vage beantwortet. "Bis später, Ferdinand" stellt sich den Fragen zum Thema Tod, will aber auch Hilfestellung in der Trauerarbeit anbieten. Das Stück geht nicht von spezifischen kulturellen/religiösen Vorstellungen über den Tod aus, sondern stellt das fragende und forschende Ich des Kindes ins Zentrum.



Stückkonzept: Rathenböck/Deutsch/Kurowski
für die Bühne eingerichtet: Deutsch/Kurowski
mit Gabriele Deutsch und Theodor Helm

Regie: Stefan Kurowski
Musik: Theodor Helm
Bühne: Gerd Thaller
Kostüme: Gabriele Deutsch
Licht: Gerald Kurowski
Plakatfoto: m. czentovic
Plakatrückseite: Rathenböck/Deutsch
Grafik: Marlen Potye
Produktionsleitung: Gabriele Deutsch




Pressestimmen


Über die Kunst des Abschiednehmens

„Bis später, Ferdinand“ heißt das berührende Stück übers Abschiednehmen von E.V. Rathenböck. Das „theater orange“ hat für dieses knifflige Thema den richtigen Ton getroffen: Nicht nur die musikalische Begleitung ist spitze!
Die kleine Paula leidet, ihr großer Bruder ist tot. Hat sie einfach alleine zurückgelassen.
Die Autorin seziert sehr genau das soziale Umfeld der zurückgelassenen Paula: die mit ihrer Trauer ebenfalls überforderte, allein stehende Mutter, das wenig hilfreiche Mitgefühl der Lehrerin. Und mittendrin Paula mit ihrer Traurigkeit, die sich anfühlt wie „ein Regenbogen ohne Farbe“.
Gabriele Deutsch spielt sich, festgeklammert an ihr Gürteltier „Hau ab“ oder an das quietschende Akkordeon, durch ein Sammelsurium an höchst lebendigen Gefühlen.
Theodor Helm an seiner Gitarre begleitet sie wie ein Zeremonienmeister durch das Tal der Trauer. Berührend, wie er als Ferdinand zurückkehrt, um seine kleine Schwester aus ihren Schuldgefühlen zu entlassen.

aus Kronen Zeitung, 3. Juli 2004, Milli Hornegger



Traurigkeit ist ein Leuchtturm ohne Meer

Paula verdrängt den Tod des Bruders, sie hat noch so viel mit ihm zu besprechen. Und eine Reise wollen sie auch machen. Sie tröstet sich mit ihrem stoffenen Gürteltier „Hau ab“. Ferdinand wird ohnehin bald anrufen. „Traurigkeit ist ein Leuchtturm ohne Meer, Traurigkeit ist ein Regenbogen ohne Farben. Traurigkeit ist etwas, das ich im Leben nicht brauchen kann.“
Begeistert haben die beiden Akteure, Gabriele Deutsch (Paula) und Theodor Helm, der auch Musik, E-Gitarrespiel und Gesang beigesteuert hat, mit ihrem variantenreichen Spiel, mit ihrem Gespür für heikle Situationen.
Es gibt wahrlich berührende Momente in Stefan Kurowskis Inszenierung und gelungene spielerische Akzente auf der kargen, mit Details punktenden Bühne. Paulas Trauerarbeit verkommt dabei nie zu Banalem..
Paula sieht Mond und Sterne am Himmel, fühlt sich Ferdinand ganz nahe, weil sie weiß, dass sie irgendwann vereint sein werden. „Müssen wir alle sterben?“, fragt sie ins Publikum. „Jaaa!“

aus Neues Volksblatt, 3. Juli 2004, Philipp Wagenhofer



Traurigkeit ist wie Spaghetti ohne Nudeln

Ganz direkt und doch unglaublich sensibel erzählt die Linzer Autorin Elisabeth Vera Rathenböck, wie die kleine Paula Stufen des Trauerns nach dem Tod ihres Bruders Ferdinand durchlebt. Die Szenen sind wie aus dem Leben gegriffen: Schulkollegen reagieren mit verlegenem Schweigen, Erwachsene mit unpassenden Mitleidsfloskeln. Die Mutter verschwindet zum Trauern immer im Schlafzimmer.
Behutsam entfaltet Rathenböck Paulas Seelenkostüm, gibt Einblick in eine kindliche Welt und spricht vor allem dringliche Fragen an: Wo ist der Bruder? Kommt er wieder? Bin ich an seinem Tod schuld? Hat er dort eine Freundin?
Gabriele Deutsch interpretiert Paula (und einige andere Personen) unverkrampft und liebevoll. Musikalisch und als männlicher Gegenpart trägt Theodor Helm wesentlich dazu bei, dass die Tabuthemen direkt ankommen.
Regisseur Stefan Kurowski ist das Kunststück gelungen, kritische Themen wie Tod, Trauer und Abschied kind- und erwachsenengerecht auf die Bühne zu bringen.

Aus OÖNachrichten, 5. Juli 2004, Dietlind Hebestreit



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Auszug aus dem Programmheft

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Den Tod erforschen

Der Tod ist nach wie vor ein Tabu in unserer Gesellschaft. Die Fragen, die Kinder zu diesem Thema haben, werden von den Erwachsenen darum selten oder nur vage beantwortet. "Bis später, Ferdinand" stellt sich den Fragen zum Thema Tod, will aber auch Hilfestellung in der Trauerarbeit anbieten. Das Stück geht nicht von spezifischen kulturellen/religiösen Vorstellungen über den Tod aus, sondern stellt das fragende und forschende Ich des Kindes ins Zentrum.



Lied

Traurigkeit ist ein Leuchtturm ohne Meer

Traurigkeit ist wie Suppe ohne Kochtopf.

Traurigkeit ist ein Wald ohne Blätter.

Traurigkeit ist wie eine Brille ohne Augen.

Traurigkeit ist Löwenzahn ohne leuchtendgelbe Blüten.

Traurigkeit ist wie ein Stein ohne sprudelnden Bach.

Traurigkeit ist wie Spaghetti ohne Nudeln.

Traurigkeit ist ein Leuchtturm ohne Meer.

Traurigkeit ist ein Regenbogen ohne Farben.

Traurigkeit ist etwas, das ich im Leben nicht brauchen kann.



(Text: Elisabeth Vera Rathenböck, Musik: Theodor Helm)



Die Legende der Maori

In Neuseeland lebt ein Volk, das Maori heißt. Diese Maoris glauben, dass nach dem Tod die Seele zum nördlichsten Zipfel der Insel wandert und sich dort mit allen anderen Seelen der Verstorbenen unter einem riesigen Baum auf einem Felsen vereint. Sie warten, bis es Nacht wird, und dann tauchen alle gemeinsam in die Bucht. In dem Moment, da sie das Wasser berühren, verwandeln sie sich in Delphine.

(Aus "Tränen sind für die Augen, was der Regenbogen für den Himmel ist", Anne Provoost, Anrich Verlag Weinheim 1995)



Der Friedhof "lebt"

In Europa ist der nebelige November ein Monat der Besinnung und Trauer. Man feiert Allerheiligen und Allerseelen. Man geht auf die Friedhöfe und besucht die Gräber der Verstorbenen.

In Mexiko aber beginnt im November eine lustige Zeit. Mit den "Gedenktagen an die Toten" beginnt ein Familienfest. Wenn der Tag zur Neige geht, erstrahlt auf dem Friedhof ein Lichtermeer aus weißen Kerzen, die die Mexikaner ihren Verstorbenen auf die Gräber und Grüfte stellen. Viele Leute sind gekommen, um gemeinsam ein "Wiedersehen" mit ihren Toten zu feiern. Es herrscht darum keine andächtige "Totenstille", sondern freudiges Stimmengewirr. Man beginnt, religiöse Lieder zu singen und überall riecht es nach "Copal", einem Räucherwerk. Viele haben die orange Nelke, eine Totenblume, angesteckt.

Alt und jung ist herbeigeströmt "die Familie zu besuchen".

Dabei geht keiner leer aus. Denn alle haben sie das Lieblingsessen der einst Lebenden mitgebracht. Nun sitzen sie gemeinsam und fröhlich da, genießen und plaudern. Man verteilt das "pan de muertos", ein süßes Totenbrot aus Hefeteig mit Schokolade- oder Zuckerguss, Kürbisse oder Zuckerrohr. Alle wolle den "Besuchern aus dem Jenseits" das Diesseits, also die Welt, so angenehm als möglich gestalten.

(Aus "Mit Nonchalance dem Tod begegnen". Der Tag der Toten in Mexiko, Andreas Wilmot, www.matices.de)



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Spiele, Übungen und Rituale im Umgang mit dem Tod


Symbolische Handlungen haben oft etwas Heilendes. Trauernden Menschen wird empfohlen, für sich nach einem Ritual zu suchen, mit dem sie äußerlich das tun können, was sie innerlich tun wollen. Hier einige Rituale, mit denen der Abschied symbolisch vollzogen werden kann.



Ich lass.......ziehen

Gemeinsam suchen die Kinder Rindenstücke oder sie holen sich in einer Schreinerei Holzreste. Mit Messer, Farben, kleinen Stöckchen mit Fahnen und so weiter bastelt jedes Kind ein kleines Schiff.

Ist es fertig, sprechen die Kinder gemeinsam darüber, was so schwer daran ist, wenn man loslassen oder etwas hergeben muss. Das kann bei dem einen Kind der Verlust eines Menschen oder Tieres sein, bei einem anderen Kind en unerfüllter Wunsch, eine Sorge, ein kaputtes Auto und anderes mehr.

Anschließend gehen die Kinder gemeinsam mit ihren Schiffen an einen Fluss, einen Bach oder einen See. Schön ist die Atmosphäre am Abend, wenn sich die Natur vom Tag verabschiedet und es zu dämmern anfängt. Die Kinder stellen sich in einen Kreis. Jedes Kind hat ein Teelicht in der Hand und sein Boot steht auf dem Boden. Die Erwachsene, die sich auch ein Boot gemacht hat, nimmt ihr Teelicht und zündet es an Dabei sagt sie ganz laut, von was sie sich trennen und nun verabschieden will. Danach zündet sie mit ihrem Teelicht das Licht des Kindes neben ihr an. Das Kind spricht dabei auch aus, von was es sich verabschieden will, bevor es das Licht weitergibt. Wer sein Teelicht angezündet hat, stellt es auf das Boot und beides gemeinsam auf den Boden.

Sind alle Boote beleuchtet, geht jedes Kind ganz individuell, wann es will und wie es will, zum Wasser und lässt sein Boot hineingleiten. Toll ist es, wenn die Kinder dabei guten Zugang zum Wasser haben und der See oder Fluss eine leichte Strömung hat, mit der die Boote hinausgetrieben werden. Die Kinder bleiben noch eine Weile sitzen und schauen ihren Booten zu.


Abschied mit Feuer

Kinder malen ein Bild, von was sie sich verabschieden wollen. Dazu lassen sie sich Zeit. Anschließend erzählen die Kinder sich gegenseitig davon . Nun erhält jedes Kind drei Wunderkerzen. Eine Wunderkerze wird ganz eng in das Bild gewickelt und alles mit einer roten Schleife zusammengebunden. In das rote Band werden die beiden anderen Wunderkerzen gesteckt. Gegen Abend wird ein Feuer gemacht, die Kinder setzen sich um die Stelle. Wenn das Feuer ein wenig heruntergebrannt ist und es viel Glut gibt, nimmt die Erwachsene 50 Gramm Salbei (in der Apotheke als Tee offen zu kaufen) und streut ihn über das Feuer. Der Geruch ist wunderbar und den Kindern erzählt sie, so wie der Duft sich auflöst, so sollen sich auch die Sorgen, die Ängste und die Trauer auflösen.

Nun legt jedes Kind sein Bild mit den Wunderkerzen ins Feuer. Wichtig ist, dass die Kinder hier nicht der Reihe nach die Bilder ins Feuer legen müssen. Jedes Kind bestimmt selbst, wann es so weit ist.


Wutblätter ins Feuer werfen

Hinter der Trauer, die wir spüren, liegt immer auch Wut verborgen, mit der Erwachsene häufig deshalb so schwer umgehen können, weil sie als Kinder gelernt haben, dass Trauer still und "zivilisiert" zu geschehen hat und man auf tote Menschen nicht wütend sein darf. Viel heilsamer ist es jedoch, dieser Wut Raum zu geben, damit sie gespürt werden kann und damit auch bearbeitet.

Wieder malen Kinder Bilder. Dieses Mal sind darauf Situationen zu sehen, die sie sehr wütend machen. Dabei findet auch die Wut Raum, die entsteht, wenn ein Mensch oder ein Tier stirbt und der Betroffene nichts dagegen machen kann, denn er ist dem Tod ausgeliefert.

Wenn die Bilder fertig gemalt sind, nehmen die Kinder eine Knallerbse (erhältlich im Fachhandel), legen sie in die Mitte Papiers und knüllen das Papier dann ganz fest zusammen. Sind alle Kinder damit fertig, setzen sie sich wieder zusammen und sprechen darüber. Wieder wird gegen Abend ein Feuer angezündet und die Kinder werfen, nachdem der Salbei (siehe Abschied mit Feuer) verbrannt ist, nach und nach mit voller Kraft die zerknüllten Blätter ins Feuer. Dabei dürfen sie auch schreien oder schimpfen und ganz laut rufen,, von welcher Wut sie sich befreien wollen. Die Knallerbse knallt und gibt ein kurzes helles Licht.


Sag meinem Freund

Wenn jemand aus unserem Leben gegangen ist, bleibt er oder sie oft noch lange in unserem Herzen. Wir können gute Wünsche in die Welt hinausschicken, um unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Die Kinder malen für ihren verstorbenen Freund, oder ev. ein verstorbenes Tier oder auch einen Freund, der weggezogen ist, Wünsche auf ein Blatt Papier. Die Wünsche können auch in Form von Briefen formuliert werden. Sie erzählen sich gegenseitig davon und vermutlich werden dabei viele Erinnerungen wach, welche die Kinder sich erst einmal erzählen wollen. Dann binden sie die Bilder und/oder Briefe an einen Luftballon. Draußen im Freien können sie gemeinsam das Lieblingslied ihres Freundes singen und den Ballon steigen lassen, damit ihn die guten Wünsche bald erreichen.


(Zitate aus Heike Baum "Vom Umgang mit Tod und Traurigkeit", Verlag Kösel)


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